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Mein Ex Libris

«weil so viele Leserinnen von Wälti schwärmten, beschäftigte ich ihn weiter.»

Erfahren Sie im Interview mehr darüber, wie der Schweizer Autor Marcel Huwyler seinen Kult-Figuren Leben einhaucht, welche Orte ihn inspirieren und worum es in seinem neusten Krimi – dem dritten Fall für Eliza Roth-Schild – geht.

Marcel Huwyler hautnah

Interview von Ex Libris

Porträt Marcel Huwyler
Bild: © Remo Nägeli

Erst kürzlich ist Ihr neuster Krimi erschienen. Worum geht es in «Der rote Spatz»?
Wirtschaftsspionin Eliza Roth-Schild ermittelt in einem Entführungsfall. Der zwölfjährige Moritz – verhätscheltes Muttersöhnchen einer schwerreichen Familie – wurde aus einem Eliteinternat im Berner Oberland entführt. Seltsamerweise lassen die Kidnapper nichts von sich hören. Und dann ist da noch Elizas WG-Mitbewohner Fabio Caprez, der einer uralten Familiengeschichte auf der Spur ist, die sein Leben verändern wird …


Was hat Ihnen beim Schreiben dieses Buchs am meisten Spass gemacht?
Die Figur von Elizas Chauffeur, Herrn Wälti, dem Taxifahrer mit ungeahnten Schnüffler-talenten, wird immer grösser und grossartiger. Eigentlich brauchte ich den guten Mann nur im ersten Buch und wollte ihn danach «sterben» lassen. Doch weil so viele Leserinnen von Wälti schwärmten, beschäftige ich ihn nun halt weiter. Mittlerweile ist die Figur Kult und läuft schon fast ein wenig der Roth-Schild den Rang ab.

«Der rote Spatz» ist der dritte Fall von Wirtschaftsspionin Eliza Roth-Schild. Welche neuen Seiten lernen wir von ihr kennen?
War sie zu Beginn der Buchreihe noch eine unsichere, neureiche Züritusse, hat sich Eliza zu einer charmanten, raffinierten Ermittlerin mit Schalk und Pep entwickelt. Und ihre Methoden werden immer ungewöhnlicher; manchmal muss ich sie wirklich warnen: «Hey, Eliza, jetzt wirst du mir fast zu ‹morgensternig›.»

Neben Eliza Roth-Schild schreiben Sie auch über die Auftragskillerin Frau Morgenstern. Was ist der grösste Unterschied zwischen den beiden Reihen?
Während Violetta Morgenstern null Skrupel hat, einen Fiesling um die Ecke zu bringen, würde Eliza Roth-Schild niemals über Leichen gehen – oder wenn, dann nur über modisch gekleidete. Die beiden Damen als Waffe? So wäre Morgenstern ebendieser – und Roth-Schild eine spitzfies zugeschliffene Nagelfeile.

Welche der beiden Frauen würden Sie im echten Leben lieber zu Ihren Freunden zählen?
Mmh. Keine muss unbedingt sein. Aber Roth-Schild ist eleganter, geschmeidiger – und in meinem Beutealter. Und die Morgenstern hat ja bereits zwei Verehrer (uuh, sorry, Spoiler, mehr dazu dann im Herbst); ich denke, zwei Charmeure reichen der Neo-polyamorietante vollends.

Welche Eigenschaften müssen Ihre Charaktere erfüllen, damit sie sich als Hauptfigur für eine mehrbändige Reihe eignen?
Sie müssen eine lange Liste von Problemen, Talenten, Sünden, Ticks und Story-ergiebigen Familienmitgliedern mitbringen. Und am wichtigsten: Ich muss sie persönlich mögen. Wir verbringen ja doch etwas Zeit miteinander …

Gibt es Orte, die Sie besonders inspirieren?
Am, im und auf dem Lauerzersee. «Meine» Buchhandlung im Mythen-Center Schwyz. Und mein Kühlschrank.

Welchem Ausflugsziel in der Zentralschweiz sollte man auf jeden Fall einen Besuch abstatten?
Das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz ist ein wundertolles Museum. Ebenso der Natur- und Tierpark Goldau mit dem darin neu eröffneten Bergsturzmuseum. Der Simulator mit dem Unglück von 1806 ist schüttelbechriger als jeder Bruce-Wills-Film.

Lesen Sie lieber gedruckte Bücher oder E-Books?
Beides. Eigentlich lieber Gedrucktes, wegen der Haptik, des Papierdufts, weil ich sie weiterverschenken kann – und als Kaffeetassenuntersatz auf meinem Schreibpültli (jaaa, ich weiss …). Geht's allerdings in die Ferien, haben mich zehn, elf, zwölf Bücherkilo an Übergepäck zum E-Booker gemacht.

Was lesen Sie gerade?
Ich gönne mir täglich ein literarisches Drei-Gang-Menü: Aktuell auf der Karte: Als Vorspeise «Das kleine Haus am Sonnenhang» (Alex Capus), Hauptgang: «Die Entführung» (John Grisham), Dessert: zwei Seiten aus irgendeinem Hemingway. Und zur Verdauung etwas Süss-Bitter-Liköriges von Tania Blixen.

Können Sie uns etwas über Ihr nächstes Projekt verraten?
Ich bin in der finalen Phase von Band sechs der Morgenstern-Reihe (erscheint Ende September 24). Danach teige ich Eliza Roth-Schilds viertes Abenteuer an. Und dann muss ich unbedingt endlich meine Stubenfenster putzen.

Der dritte Band von der Schlawinerin Eliza Roth-Schild