Frau Fröhlich, der Untertitel Ihres neuen Buches ist «Frau Fröhlich räumt auf». Was räumen Sie denn auf?
Das Leben. Um genau zu sein: Oberstübchen und Gefühlshaushalt, wo wir Frauen unsere Illusionen, Haltungen und Vorstellungen bevorraten, die uns so oft ausbremsen und hemmen. So etwa die Idee, sofort total glücklich zu werden, wenn man erst mal nur zehn Kilo abgenommen hat. Oder der XXL-Pappkamerad «Traumprinz», der auf dem Krönchen schon ein kleines Staubmützchen trägt – zu nichts weiter nütze, als uns die Freude an so ziemlich jedem Mann zu verderben, der nicht auf einem Pferd sitzt. Oder die ewigen Supermutti-Wettkämpfe, die so überflüssig sind wie ein Kühlschrank in der Antarktis.
Sollen wir die jetzt nach Farben sortieren oder wie hat man sich Ihr Ordnungssystem vorzustellen?
Wir haben uns dem Mantra der klassischen Aufräumbücher ein Beispiel genommen. Da heisst es ja immer, man solle alles mal in die Hand nehmen und überlegen: Brauche ich das? Macht es mir Freude? Tut es etwas für mich? Hat es jemals etwas für mich getan? Sollte man dann nicht sehr gute Argumente finden, kann es weg. Bei mir mussten das letzte Mal dann der Eierkocher dran glauben und die Vase von Tante Erika... Aber was ist damit gewonnen? Bloss ein paar Quadratzentimeter mehr Stauraum und noch mehr Arbeit für uns Frauen. Aufräumen ist ja auch immer noch unser Aufgabengebiet. Wenn wir uns dagegen mal bei der Aufteilung der Hausarbeit, in Beziehungen, bei der Erziehung, nach Sinn und Nutzen, nach Verhältnis von Aufwand und Wirkung diese Fragen stellen, wäre in unserem Leben auf einen Schlag viel mehr gewonnen: Entspannung, Souveränität und Zufriedenheit und eine Menge Zeit auf dem Sofa herumzulümmeln.
Das klingt, als müsste man Frauen erst erklären, wie sie glücklich werden?
Das wissen wir doch sehr gut selbst. Manchmal viel zu gut. Das ist ja oft das Problem. Wir streben so engagiert danach, gute Mütter zu sein, tolle Frauen, fantastisch, gertenschlank, anbetungswürdig, dass wir in der Fabel vom Hasen und dem Igel immer mit hängender Zunge unseren Zielen hinterherhecheln, bloss um festzustellen, dass es sich mit jedem Schritt in die vermeintlich richtige Richtung weiter entfernt. Wir tun so unendlich viel und nie ist es genug.
«Kann weg!» ist andererseits ja auch nicht ganz einfach, wer trennt sich schon gern...
Das hat auch eine Freundin gesagt. Sie meinte, das klänge so negativ. Aber nur so schafft man Platz, auch für Neues, für das Leben, das wir uns wünschen und ehrlich gesagt auch verdient haben. Eines, das einen nicht so müde macht, in dem wir entscheiden und die Anerkennung bekommen, die uns gebührt. Schliesslich sind wir kluge, aufregende, lustige, interessante Frauen. Und zwar jetzt und nicht erst, wenn wir zehn Kilo abgenommen oder noch einen Volkshochschulkurs Business-English absolviert oder den kleinen Leon dazu gebracht haben, dass er endlich die Sache mit dem Dreisatz kapiert.
Von was haben Sie sich leicht getrennt, von was nicht so leicht?
Ganz leicht habe ich mich von der Vorstellung getrennt, dass ich von allem gemocht werden muss. Und ziemlich einfach war auch der Abschied vom perfekten Haushalt und der Ausstieg aus der Mütter-Competition. Schwer finde ich nach wie vor, mich von der Idee zu verabschieden, dass es da draußen eine Wunder-Diät gibt, mit der man ohne jegliche Einschränkung total gesund und leicht abnimmt und seine Figur hält. Obwohl: Wenn es eine besser wissen müsste, dann ich.
Sind Sie ein ordentlicher Mensch?
Meine Mutter würde da sicher etwas anderes sagen: Aber ich finde eigentlich schon. Jedenfalls räume ich regelmässig auf. Auch im Kopf und im Herzen. Das gefällt mir besonders gut. Denn das kann man sehr gut auch bequem auch in einem Liegestuhl, auf dem Sofa oder gemeinsam mit Freundinnen beim Italiener tun.