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Was ist leichte Sprache?

Am 28. Mai 2024 ist der internationale Tag der Leichten Sprache. Aber was ist Leichte(re) Sprache eigentlich? Warum brauchen wir sie? Und wie schreibt und spricht man «leichter»? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt Autorin Sonja Gross in diesem Artikel.

Übrigens: Noch mehr mehr Fachwissen finden Sie in ihrem Buch «Leichte Sprache».

Was ist Leichte Sprache?

Verwirrter Mann mit Anleitung beim Zeltaufbau
Bild: © Sonja Gross, Leichte Sprache

Wäre es nicht adäquat, den Usus heterogener Termini zu minimieren?

Oder in Leichter Sprache ausgedrückt: «Wir sollten einfachere Wörter verwenden.» Genau darum geht es bei Leichter Sprache.

Abstimmungsunterlagen, Bescheide von Behörden, Unterlagen von Versicherungen, medizinische Befunde – zahlreiche Informationen schwer verständlich geschrieben. Viele Menschen können sich zwar im Alltag verständigen, haben jedoch Mühe, komplexe oder abstrakte Sachverhalte zu verstehen und schwierige Texte zu lesen.

Leichte Sprache ist eine besonders einfache, gut verständliche und unmissverständliche Sprache. Sie besteht aus kurzen Sätzen, alltagstauglichen Wörtern, prägnanten Aussagen und verständlichen Darstellungen.

An wen richtet sich Leichte Sprache?

Ursprünglich wurde Leichte Sprache vor allem von und für Menschen mit Lernbeeinträchtigungen bzw. Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung eingeführt. Es hat sich allerdings gezeigt, dass Leichte Sprache auch vielen weiteren Personengruppen hilft. Zum Beispiel Menschen mit:
  • einer anderen Muttersprache
  • Demenz
  • geringem Bildungsniveau
  • Seh- oder Hörbeeinträchtigungen
Darüber hinaus profitieren auch Menschen, die sich schnell über ein Thema informieren möchten, sowie Kinder von Leichter Sprache.

Weshalb braucht es Leichte Sprache?

Mauer zwischen Sprecher und Zuhörenden
Bild: © Sonja Gross, Leichte Sprache

Leichte Sprache ist ein wichtiges Hilfsmittel, damit Informationen tatsächlich verstanden werden. Damit bringt Leichte bzw. eine leichtere Sprache viele Vorteile mit sich. Zum Beispiel wird mit einer Nachricht eine grössere Personengruppe erreicht, es gibt weniger Beschwerden und Rückfragen und die Kommunikation wird von vielen als sympathischer und moderner erlebt. Ausserdem verbessert eine verständliche Kommunikation die Beziehungsqualität in Beratungs-, Erziehungs- und Behandlungssituationen nachhaltig und erhöht den Interventionserfolg.

Für Betroffene bedeutet Leichte Sprache Selbstbestimmung und Teilhabe und damit auch eine bessere Lebensqualität. Denn nur, wer die Informationen versteht, kann auch eigene Entscheidungen treffen und teilhaben.

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Wie muss man sich Leichte Sprache vorstellen?

«Wir bitten um Überprüfung der Ihnen überlassenen Unterlagen.» schreibt man in Leichter Sprache so: «Bitte überprüfen Sie die beigelegten Papiere.»
 
Aus «Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir die Angelegenheit haben klären können.» wird in Leichter Sprache: «Wir konnten Ihre Fragen klären.»
 
Diese Beispiele zeigen deutlich, dass auch die moderne Geschäftssprache weitgehend den Prinzipien der Leichten Sprache entspricht.
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Was sind Regeln für eine Leichte Sprache?

Pferdeköpfe in Blumentöpfen
Bild: © Sonja Gross, Leichte Sprache

Regeln für eine Leichte(re) Sprache sind zum Beispiel:

  • Sprechen Sie die Person direkt an.
  • Vermeiden Sie Nominalisierungen und verwenden Sie stattdessen Verben. Beim ersten Beispiel weiter oben wurde etwa «überprüfen» verwendet anstatt «Überprüfung».
  • Verwenden Sie alltagsnahe Wörter. Also zum Beispiel «beigelegte Papiere» anstatt «überlassene Unterlagen».
  • Trennen Sie lange, zusammengesetzte Wörter. So wird aus «Blumentopferde» zum Beispiel «Blumentopf-Erde».
Die Regeln beziehen sich allerdings nicht nur auf Wörter und Sätze. Es gibt auch Regeln zum Text an sich sowie zur Gestaltung.

Mehr zu den Grundlagen der Leichten Sprache erfahren Sie im Buch von Sonja Gross «Grundlagen und Anleitung für eine barrierefreie Kommunikation». Die Theorie wird anhand von anschaulichen und kurzweiligen Praxisbeispielen verdeutlicht und die enthaltenen Übungen und Checklisten unterstützen Sie bei der eigenen Umsetzung.

Lernen Sie (noch) mehr:

Sonja Gross ist Geschäftsführerin von CONCEPTERA und begleitet, berät und schult Behörden, Institutionen und Firmen bei der Einführung und Umsetzung von Leichter(er) Sprache. Erfahren Sie mehr über die Autorin.