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Jagoda Marini? weiß, weshalb Kroatien als Reiseland so beliebt ist und wo man im Sommer, wenn die Autokolonnen in den Süden strömen, noch auf 'echte Einheimische' trifft. Sie lieben leidenschaftlich Familie, Fitness und Fußball und lassen abends in den weißen Städten die Tradition dalmatinischer Männerchöre hochleben. Die Autorin kennt Geheimtipp-Buchten und kleine Küstenorte jenseits der 'Game of Thrones'-Fans. Sie führt in die kreative Szene der Hauptstadt Zagreb; verrät die Magie Istriens; warum in Kroatien das Wasser der Adria so klar ist und selbst viele Italiener lieber hier Urlaub machen. Welche Worte Sie richtig aussprechen können sollten, um von den Kroaten als Sprachgenie gelobt zu werden. Wie Sie sich den Fisch zubereiten lassen sollten - und wie Sie sich für einen Reifenwechsel wappnen. Und nicht zuletzt, warum Marco Polo vielleicht doch Kroate war.
Jagoda Marini?, 1977 in Waiblingen geboren, stammt aus Dalmatien, dem südlichsten Zipfel Kroatiens. Nach dem Studium lebte sie in Zagreb und Split. Sie ist Autorin u.a. von 'Eigentlich ein Heiratsantrag' und 'Die Namenlose' und erhielt zahlreiche Preise, darunter den Grimmelshausen-Förderpreis und das Peter-Suhrkamp-Stipendium. Jagoda Marini? lebt in Heidelberg.
Autorentext
Jagoda Marini, 1977 in Waiblingen geboren, stammt aus Dalmatien, dem südlichsten Zipfel Kroatiens. Nach dem Studium lebte sie in Zagreb und Split.Sie ist Autorin u.a. von "Eigentlich ein Heiratsantrag" und "Die Namenlose" und erhielt zahlreiche Preise, darunter den Grimmelshausen-Förderpreis und das Peter-Suhrkamp-Stipendium. Jagoda Marini lebt in Heidelberg.
Klappentext
Jagoda Marinic weiß, weshalb Kroatien als Reiseland so beliebt ist und wo man im Sommer, wenn die Autokolonnen in den Süden strömen, noch auf »echte Einheimische« trifft. Sie lieben leidenschaftlich Familie, Fitness und Fußball und lassen abends in den weißen Städten die Tradition dalmatinischer Männerchöre hochleben. Die Autorin kennt Geheimtipp-Buchten und kleine Küstenorte jenseits der »Game of Thrones«-Fans. Sie führt in die kreative Szene der Hauptstadt Zagreb; verrät die Magie Istriens; warum in Kroatien das Wasser der Adria so klar ist und selbst viele Italiener lieber hier Urlaub machen. Welche Worte Sie richtig aussprechen können sollten, um von den Kroaten als Sprachgenie gelobt zu werden. Wie Sie sich den Fisch zubereiten lassen sollten - und wie Sie sich für einen Reifenwechsel wappnen. Und nicht zuletzt, warum Marco Polo vielleicht doch Kroate war.
Leseprobe
Über autoput und Autobahn
Als Kind ging es für mich jeden gottverdammten Sommer nach Dalmatien. Dieses Dalmatien lag damals in Jugoslawien, das es heute nicht mehr gibt. Wenn die Eltern meiner deutschen Freunde danach fragten, wo meine Familie den Sommer verbrachte, antwortete ich: »In Jugoslawien.« Kaum war mir das Wort Jugoslawien über die Lippen gekommen, hellten sich ihre Augen auf, als hätte ich ihnen mit der Antwort einen Gefallen getan: »Über den autoput, wie wunderbar!« Was genau daran so wunderbar war, erschloss sich mir nie. Wir waren Jahr um Jahr nach über zwanzig Stunden Fahrt einfach nur froh, wenn wir heil in unserem Haus ankamen. Für die Deutschen jedoch war das Stichwort Jugoslawien ganz eng verbunden mit dem Zauberwort autoput, das Erinnerungen an die längst begrabene Abenteuerlust weckte. Sie hielten mir dieses Wort entgegen wie einen Abenteurer-Ausweis: Hier, seht nur, ihr werdet es kaum glauben, aber so waren wir, genau so, als wir noch jung waren und uns verliebt auf den Weg machten, die Welt zu sehen. Die Welt im Land nebenan. »Meeein Gott, der autoput!«, schwärmten sie. Manche holten sogar ihre vergilbten Bilder hervor, auf denen sie, kaum wiedererkennbar, in kurzen Hosen und bemerkenswert schlank, meist an einem alten Käfer lehnten, alles Anfängerglück dieser Welt in den stolzen Gesichtern. »Mensch, was war das schön damals, als wir nach Griechenland gefahren sind ...« Oder in die Türkei oder nach Bulgarien. Ich fragte mich, warum die Eltern meiner deutschen Freunde immer bei mir über den autoput ins Schwärmen gerieten, nur um mir wenig später zu sagen, dass sie zwar über mein Land, aber selten in mein Land gefahren sind.
Die erste jugoslawische Autobahn diente den meisten Deutschen nur als Brücke nach Griechenland, die Türkei oder den sonstigen Balkan. Erst als Erwachsene habe ich herausgefunden, dass dieser autoput, von dem sie immer sprachen, mit der kleinen Serpentinenstraße, die in mein dalmatinisches Hinterland führte, nichts, aber auch gar nichts zu tun hatte. Die Autobahn, die sie meinten, zog sich von Zagreb über Serbien tatsächlich bis nach Griechenland. Hätte mir damals einer erklärt, dass der autoput tief über das Inland verlief, hätte ich mich keinen Moment lang darüber gewundert, warum Jugoslawien nur das Brückenland war: Schön, das hatte man mir nämlich früh eingetrichtert, ist es nur am Meer. Vielleicht hätte ich die Eltern meiner Freunde einfach direkt fragen sollen, warum sie nie in Jugoslawien an der Küste Urlaub gemacht haben, sondern jedes Mal so tief runter ans Mittelmeer gefahren sind, aber sie haben die zwei t in autoput so seltsam ausgesprochen. Aus ihrem Mund, mit diesen deutschen Verschlusslauten in der Mitte und am Ende, klang autoput fast wie ein anderes Wort. Au-t-opu-t. Die haben keine Ahnung, dachte ich damals, sonst wüssten sie doch, wie man das richtig sagt. Autoput, das hieß, ganz gleich wie strahlend und wie oft nacheinander sie es aussprachen, nichts anderes als Autobahn. Stellen Sie sich vor, Sie erzählen jemandem von Deutschland, und dieser Jemand steht kurz darauf jubelnd vor ihnen und ruft zig Mal nacheinander strahlend »Autobahn!«. Ja, genau! Sie wüssten nicht, wohin mit sich. Und noch weniger wüssten Sie, wohin mit dem armen Mann oder der armen Frau. So ging es mir. Jahr um Jahr. Zumal »put« wörtlich übersetzt mehr Weg bedeutet als Bahn, was der damaligen Straßenqualität und der Zeit, der es bedurfte, auf ihr voranzukommen, wohl auch eher gerecht wurde.
Der autoput, das war eine lange, berüchtigte Straße in schlechtestem Zustand. Doch lange nicht so schlecht wie die kleinen Landstraßen bei uns im dalmatinischen Hinterland, wo ein Schlagloch das nächste jagte, eine Leitplanke nach der anderen aufgrund diverser Konfrontationen aus
Inhalt
Statt eines ersten Händedrucks
Über autoput und Autobahn
Der Grenzübergang
Streitdorf und Sommerland
Orient und Okzident
Im Land der Regionen
Die Familienmast
Körperkult
Wo geht's jetzt lang ?
Zagreb. Immer ein Stockwerk kleiner als Wien
Oberzagreb und Unterzagreb
Das Museum der gebrochenen Herzen
Die letzten Überlebenden der Wiener Boheme
Die Beer Kings
Der Lebensbrunnen
Die Hauptstadt der Krawatten oder: Wer hat's erfunden ?
Harmlose Großmütterchen mit Zahnlückenlächeln oder Baba Jaga ?
Istrien die Toskana, wie sie früher war
Wer isst heute noch italienisch?
Brijuni oder Titostalgija
Die Poren von Tilda Swinton
Motovun der Zauberberg
Pore und Rovinj
Gronjan wo die Musik spielt