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Die vorliegende Forschungsarbeit definiert eine Expedition in eine Welt, die unter einer gewendeten Voraussetzung untersucht wird. Die gewendete Voraussetzung ist die Übersetzung von einer dualistischen Voraussetzung von Welt zu einer nicht-dualistischen Voraussetzung von Welt. Dies wird erarbeitet an dem Phänomen des absoluten Idem, bekannt als Satori oder Erleuchtung im Zen-Buddhismus. Unter dem Blickwinkel der radikalen Lebensphänomenologie von Michel Henry und dem Shobogenzo als grundlegendes Werk des japanischen Zen-Meisters Dögen Zenji werden Eigenschaften des absoluten Idem zusammengetragen, die in ihren Einzelheiten (Körper, Geist, Denken, Handeln, Dualität, Nicht-Dualität, Phänomenalität der Gleichzeitigkeit, Ausschließlichkeitsphänomen, Kausalität und Zeit, Ethik) erforscht werden. Unter der geänderten Voraussetzung ist diese Forschungsreise eine Art "Neuformatierung" von Welt. Auf diese Weise ergibt sich: 1. Welt ist unter einer gewendeten Voraussetzung in die Nicht-Dualität setzbar. 2. Auswirkungen auf Forschung in allen wissenschaftlichen Bereichen folgen, weil andersartige Fragestellungen möglich sind. 3. Probleme von Welt und Menschheit (Krieg, Frieden, Umwelt, Energie) können neuartige Fragen und Antworten finden. 4. Das Individuum nicht einfach nur Individuum in der Gestalt des Subjektes unter, neben, mit einem Objekt, sondern dass das Individuum als "KörperGeistung" ist bereits die ganze Welt und kennt somit auf die gewendeten Fragen Antworten. 5. Mit der gewendeten Voraussetzung entwickeln sich wiederum gewendete Definitionen von Begrifflichkeiten, deren Bedeutungen und deren Wirkungen, wie zum Beispiel für Zeit, Raum, Sprache, Körper und Geist, Welt, Kauslität, Ethik, Phänomenalität u.a. Um zu den Ergebnissen der Forschungsreise zu kommen, wurde mit der Methode der tripartite elucidation von Dögen Zenji gearbeitet, mit dem Sprung der gegen-reduktiven Methode von Michel Henry in gekürzter Form, mit der Form eines absichtslosen Gesprächs und der Übersetzung als Wendung in die neu gesetzte Voraussetzung der Nicht-Dualität.
Leseprobe
2 Einleitung 2.1. Problemfeld und Aufgabenstellung Ich möchte diese Forschungsarbeit mit Schritten im Schnee beginnen. Jeder kennt diese Erfahrung. Das Besondere daran, wir können im Winter Fußtritte im Schnee sehen. Wir können sogar erkennen, ob es große oder kleine Füsse waren, Hunde mitgegangen sind oder andere Tiere den Weg kreuzten. Dies erscheint uns ganz normal. Doch, ist es das wirklich? Im Sommer, wenn wir gehen, sehen wir keine Fußtritte und dennoch sind sie, wie im Winter im Schnee, da. Keiner sagt nun, dass schon jemand anders den Weg vorher gegangen ist. Niemand denkt mehr daran. Niemand bemerkt den Unterschied. Niemand achtet darauf. Ist hier nicht die Besonderheit eines Schrittes zu bemerken? Einmal ist er so deutlich sichtbar und ein anderes Mal verschwindet er, obwohl er doch gegangen worden ist.1 Diese Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Erfahrung des vollständigen Verstehens als absolutes Idem; im Zen, Satori genannt. Dies ist nach allgemeiner Auffassung etwas Besonderes. Aber hier muss ich enttäuschen, denn es ist ebenso besonders wie es ebenso normal ist, Schritte zu gehen. Schritte zu gehen, ist schlichtweg eine ganz normale Erfahrung, die jeder Mensch erfährt. Dgen sagt: Jeder Mensch besitzt dieses Dharma2 im Überfluss.3 Dgen gibt damit zu erkennen, dass wir als Menschen alle dieses vollständige Verstehen reichlich besitzen, nur fehlt es uns an Übung oder Auflösungen von gewohntem Gesetztem, wie z. B. Schritte gehen und bemerken, dass wir sie gehen. Somit ist das vollständige Verstehen sowohl etwas ganz Normales als auch gleichzeitig etwas Besonderes, weil es der Übung bedarf, 1 Statistiken geben zwischen 6000 Schritte am Tag, was viermal um die Erde gehen, entsprechen würde bis ca. 50 Millionen Schritte an. Das wäre einmal um die Erde. https://www.jetzt.de/usertext/336000/Zahlen-ueber-Zahlen-Statistiken-des-Lebens, 18.03.2018, 17.40 Uhr. 2 Dharma gesehen als der ungeteilte Geist, der auch in einem Fußtritt zu sehen ist. Es gibt keine Daseinsform- nicht einmal Bodhi oder Nirwana-, die nicht selbst dieser Geist wäre; alle Dharmas, die zehntausend Phänomene und die Ansammlung aller Dinge, sind alle ausnahmslos nur dieser eine ungeteilte Geist. Dgen Zenji 2013e, S. 139. 3 Dgen Zenji 2013a, S. 129. 12 Schritte zu bemerken, nicht nur im Winter. Doch, was bedarf in unserer aller Leben keiner Übung? Wir können nicht wie viele Tiere sofort laufen. Wir lernen es. Wir können nicht sofort sprechen. Wir üben es lange bis wir es begreifen. Wir üben schreiben, rechnen und lesen. Wir erlernen unseren Beruf und bis wir darin über Erfahrung verfügen, vergeht Zeit. Also, mit welcher Begründung sollten wir ablehnen, die Erfahrung des vollständigen Verstehens zu erlernen und zu üben, wo sie uns doch näher ist als alles andere? Und, was ist uns näher als unser eigener Körper, seine Empfindungen, geistigen Aktivitäten, Erfahrungen, und der handelnde Körper zum Beispiel beim Sport? Hinter jeder Übung verbirgt sich die Relation Mensch und Dinge. Diese Relation hat hier die Folge, dass Fußtritte im Schnee sichtbar werden. Eine Frage liegt uns unweigerlich auf der Zunge: Warum sollten wir hier üben? Es gibt einen berühmten Spruch, den schon Schopenhauer zitierte und dieser lautet: Tat tvam asi das bist du!4 Sich selbst als sein Tun zu verstehen, ist eine Übung. Wir sind nicht nur das, was wir sehen, fühlen, riechen, schmecken, hören und denken können. Wir sind am allermeisten das, was wir sind in, mit und durch unser eigenes Tun und Handeln. Die Handlung bewirkt den Prozeß nicht, sondern der Prozeß bewirkt die Handlung und erwirkt sich dadurch selbst. Sie geht von selbst und dies ist das deutlichste Signum und Kriterium für den Prozeß; er wird nicht gemacht, sondern er vollbringt sich selbst. [] Der Prozeß ermächtigt sich zu sich selbst und erscheint als das es im Ablauf. Das Es taucht gewissermaßen als der verborgene Ursprung auf und herrscht mit höchster Souveränität, alles gleichzeitig aus dem Zusammenhang hervorgehen lassend. 5 4http://www.arthur-schopenhauer-studienkreis.de/Schopenhauer-Upanishaden/ schopenhauer-upanishaden.html, 16.10.2014, 11.06 Uhr. 5 Rombach 1994, S. 159. Anders als Rombach es hier sieht, ist die Handlung sehr wohl der Prozessbewirker. Eine Handlung bedeutet, dass dort jemand etwas tut. Wenn etwas getan wird, löst dies Prozesse aus oder die Handlung steht schon im Prozess. Im Wort Prozess steckt eine zeitlich versteckte Dimension, die mit einem Weg von - nach verknüpft ist. Wenn Rombach dies als verborgenen Ursprung sieht, den er es nennt, übersieht er den Ursprung, den er sucht, indem er die Handlung unterordnet. Das Gehen ist jedoch kein Prozess, sondern eine Handlung, die zu einem Prozess wird oder werden kann. Das Wort Prozess ist eine Abstraktion. Eine Handlung ist Praxis. 13 Das heißt, Fußtritte im Schnee oder überhaupt auf der Erde zu hinterlassen, ist ein Ausdruck des Eigenen als Selbstheit.6 Dgen sagt: Dieses Erfahren IM TUN nennen wir BuddhaDharma die wirkliche Welt oder die Erfahrung der Wirklichkeit.7 Ebenso liest der Leser diese Arbeit nicht einfach nur, sondern er ist das Lesen, wenn er zulässt, dass diese Handlung des Lesens jetzt seine Handlung ist, die einzige, die es jetzt zu tun gilt. Dann wäre der Prozess, wie Rombach es im Zitat beschreibt, die Handlung. Damit verbunden ist eine Haltung, die mögliche Erwartungshaltungen und Textvorstellungen soweit wie möglich zurücktreten lässt, um den Forschungsraum sowohl für den Schreibenden als auch für den Lesenden so groß wie möglich zu halten. Schon Husserl schreibt in der Krisis: Selbstdenker sein, autonomer Philosoph im Willen zur Befreiung von allen Vorurteilen, fordert von ihm die Einsicht, daß alle seine Selbstverständlichkeiten Vorurteile sind, daß alle Vorurteile Unklarheiten aus einer traditionellen Sedimentierung sind.8 Schriftsprache scheint auf den ersten Blick schon Ein…