20%
9.90
CHF7.90
Download steht sofort bereit
THAILAND: Auf dem Fluss Kok gleitet ein Kanu. Am Ufer ziehen Opiumfelder vorüber. Ein Mann hat die Zivilisation hinter sich gelassen, um ins Goldene Dreieck zu gelangen. Es ist eine Reise zu sich selbst und ein Versuch, die schreckliche Tat aufzuarbeiten, die ihn verfolgt. Der Mann in dem Kanu ist Ex-Kriminalkommissar Tom Stilton. STOCKHOLM: Die junge Polizistin Olivia Rönning ist mit einem Mord befasst, der Schweden in Atem hält. Eine ganze Familie wurde kurz vor der Fahrt in die Winterferien in ihrem Auto brutal ermordet. Ein Mann ist verdächtig, der auch verurteilt wird. Nur Olivia zweifelt an seiner Schuld. Welche Rolle spielt Tom Stilton in der Sache?
Cilla und Rolf Börjlind gelten als Schwedens wichtigste und bekannteste Drehbuchschreiber für Kino und Fernsehen. Ihre mittlerweile fünfbändigen Serie um Polizistin Olivia Rönning und Kommissar Tom Stilton wurde sehr erfolgreich für das ZDF verfilmt und sind Bestseller. Ihre Kriminalromane erscheinen in 30 Ländern.
»Die Börjlinds verstehen ihr mörderisches Geschäft, und zwar perfekt!« (Expressen)
Autorentext
Cilla und Rolf Börjlind gelten als Schwedens wichtigste und bekannteste Drehbuchschreiber für Kino und Fernsehen. Ihre Serie um Polizistin Olivia Rönning und Kommissar Tom Stilton wurde sehr erfolgreich für das ZDF verfilmt. Die Kriminalromane sind Bestseller und erscheinen in 30 Ländern.
Leseprobe
Sie versucht, ihr Kind über der Oberfläche zu halten, doch der kleine Körper gleitet ihr aus der Hand und sinkt nach unten, nein, er sinkt nicht, sondern wird runtergesogen. Blau, Rot, Gelb, Grün - Farben umschließen ihren Körper und ziehen ihn unbarmherzig mit sich in die Tiefe. Rund? Die Farben sind rund, und sie drücken sich an sie, schließen sie ein, verschlucken sie, sanft, aber gleichzeitig erstickend. Schwer, Luft zu holen. Sie muss hoch. Hoch zu ihrem Kind. Es ist doch so klein. Kommt allein nicht klar. Panik wallt auf. Sie tastet mit den Füßen. Es muss doch einen Boden geben. Es gibt immer einen Boden. Sie merkt, wie ihr Mund sich öffnet und zu einem Schrei formt, aber die Farben absorbieren die Stimme, ehe sie die Lippen überwinden kann, und es kommt kein Laut heraus. Sie muss rauf an die Oberfläche. Hilfe holen. Plötzlich löst sich der saugende Griff um ihren Körper, und sie kann sich wieder hochhieven. Zwischen den Farben glitzern Lichtfunken. Da! Da sind die Konturen des kleinen Körpers. Das Kind ist noch da oben! Es lebt! Es hüpft auf der Oberfläche aus runden Farben! Das Glücksgefühl gibt ihr die Kraft, sich nach oben durchzuschieben. Was ist das hier? Als sie endlich die letzten runden Farben beiseiteschiebt und ins warme Licht zurückkehrt, da sieht sie: ein Meer aus Bällen? Sie befindet sich in einem unendlichen Meer aus Bällen? Ein leises Jammern ist zu hören, sie wendet den Kopf, und gerade außerhalb ihrer Reichweite sieht sie ihr kleines Kind. Sie sieht, wie der flaumige Kopf des Babys langsam unter die Oberfläche aus Bällen sinkt, während sie selbst endlich Luft in die Lungen bekommen hat. Sie ruft und versucht verzweifelt, sich zu dem Kind hinzuarbeiten, doch sie kommt nicht vom Fleck. Sie sitzt fest. Wie in einem Schraubstock. Die Bälle haben sich wie nasser Sand um ihren Körper geschlossen. Hat meine Mutter das gefühlt?, denkt sie und sieht, wie das kleine Mädchen von derselben Kraft, gegen die sie eben gekämpft hat, ins Bällemeer gezogen wird. Sie sieht, wie ihre ungeborene Tochter von den Ballmassen verschluckt wird und in der Tiefe verschwindet. Eine kleine gestrickte hellgelbe Socke, die sich vom Fuß des Babys gelöst hat, bleibt noch ein Weilchen auf einem roten Ball, ehe auch sie weg ist.
Machtlos!
Warum bin ich so machtlos!
Das hartnäckige Klingeln ihres Handys riss Olivia schließlich aus dem Albtraum. Sie war schweißgebadet. Auf dem Display stand »Mette Olsäter«, das konnte sie gerade noch erkennen, ehe der Schirm wieder dunkel wurde.
Sie setzte sich im Bett auf. Es war ein wiederkehrender Traum, doch zeigte er sich in unterschiedlicher Gestalt. Das Kind, das sie nicht zu retten vermochte. Ihr Kind, das beschlossen hatte, ihren Körper bereits nach zehn Wochen zu verlassen. Eine schwere Zeit. Sie hatte den ganzen Weg zurückgelegt: von der Überraschung, schwanger zu sein, und der Angst vor der Entscheidung, was sie tun sollte, bis zum Glück darüber, ein Kind zu erwarten.
Und am Ende dieses Weges war sie fast ein bisschen euphorisch gewesen.
Und dann kamen die Blutungen. Die Fehlgeburt. Jamie war im Krankenhaus dabei gewesen, hatte sie umarmt, getröstet. Er war gut gewesen. Und traurig.
Die erste Zeit nach der Fehlgeburt umarmten sie sich noch. Immerhin hatten sie die Entscheidung getroffen, gemeinsam Eltern zu sein, auch wenn die Schwangerschaft sie beide überrumpelt hatte. Doch sie war auch das Einzige, was sie verband, denn gefühlsmäßig hatten sie einander schon vor vielen Jahren verlassen. Der kleine Rückfall, der zur Zeugung führte, war nichts weiter gewesen als die Befriedigung eines akuten Bedürfnisses nach Nähe. Jetzt schrieben sie sich ab und zu kurze SMS, und Olivia musste mit ihren Albträumen allein klarkommen.
Sie drehte ihr klatschnasses Kissen herum. Was war da eigentlich in ihrem Unterbewusstsein los?
Ein Meer aus Bällen?
Sie langte nach ihrem Handy, dem älteren Modell von de