Tiefpreis
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Noch nicht erschienen. Erhältlich ab 05.02.2025
Colorado Territory, 1871: Die junge Hebamme Catherine liebt es, Frauen zu helfen, egal, aus welchem Milieu diese stammen. Bei einer ihrer Patientinnen aus dem Chicagoer Rotlichtviertel kommt es zu Komplikationen bei der Geburt. Die sterbende Mutter nimmt Catherine das Versprechen ab, den Säugling zu seinem Vater zu bringen. Doch dann wird Catherine Zeugin eines Verbrechens und fürchtet, selbst des Mordes angeklagt zu werden. Deshalb flieht sie mit dem Baby nach Colorado. In Fairplay trifft sie auf den leiblichen Vater, Dylan McQuaid. Der hat gerade angefangen, seine unrühmliche Vergangenheit in Chicago abzuschütteln und sich unter den wachsamen Augen des McQuaid-Clans ein ehrbares Leben als Sheriff aufzubauen. Da kommt es ihm höchst ungelegen, dass plötzlich eine Fremde mit einem un- ehelichen Kind auftaucht, das ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Ratlos bietet er ihr ein Zweckbündnis an und ahnt nicht, wie sehr die geheimnisvolle Fremde sein Leben durcheinanderbringen wird
Autorentext
Jody Hedlund studierte soziale Arbeit und begann neben ihrer beruflichen Tätigkeit mit dem Schreiben. Sie und ihr Mann leben in Michigan, lieben aber auch die wilden Bergregionen Colorados, in denen einige von Jodys Geschichten angesiedelt sind. Sie haben fünf Kinder, mittlerweile alle im Teenager- oder Erwachsenenalter. www.jodyhedlund.com Instagram: jodyhedlund Facebook: Jody Hedlund
Leseprobe
Chicago, Illinois, März 1871 »Es ist ein Junge.« Catherine Remington hielt den weinenden Säugling mit dem Kopf nach unten an den Knöcheln, damit er keinen Schleim einatmete. Die junge Mutter brachte ein Nicken zustande, aber ihr Gesicht war blass, ihre Augen waren geschlossen und ihre hübschen Gesichtszüge schmerzverzerrt. Catherine klemmte die Nabelschnur an zwei Stellen ab und durchtrennte sie dann. Alles an dem Jungen war absolut perfekt. Bei seinen Atemzügen füllte sich seine Lunge mit Sauerstoff und seine Haut färbte sich rosig. Sein Puls schlug kräftig und er zappelte mit Armen und Beinen. Wenn es nur der Mutter auch so gut ginge! »Sie haben das wunderbar gemacht, Kit.« Catherine zwang sich, fröhlich zu klingen. Sie begann, das Baby in eine weiche Baumwolldecke zu wickeln. »Sie haben einen schönen, gesunden Jungen.« Kit drehte sich auf die Seite und starrte die Wand an. Die Umrisse ihres Körpers waren unter der dünnen, abgenutzten Decke gut zu erkennen: Sie war dürr, fast ausgemergelt und wirkte, als habe sie schon lange vor diesem Tag ihre Kraft und Lebensfreude verloren. »Ich möchte, dass Sie anfangen, den Kleinen zu stillen.« Catherine hatte den Säugling fertig eingewickelt, dessen lautes Weinen jetzt, da er es warm und kuschelig hatte, einem leisen Wimmern gewichen war. Sie drehte Kit auf den Rücken, hielt ihr das Baby hin und betete, dass sich durch das Stillen die Gebärmutter zusammenzog und der Blutfluss aufhörte. Aber Kit bewegte sich nicht, sie schlug nicht einmal die Augen auf. Diese Lethargie war kein gutes Zeichen. Catherine blickte sich suchend nach einem Platz für den Säugling um, damit sie Kit versorgen konnte. Außer dem Bett und einem wackeligen Nachttisch gab es in dem Zimmer keine Möbel. Eine abgenutzte Reisetasche, die vermutlich Kits ganze Habseligkeiten enthielt, war unter das Bett geschoben. Catherine zog die Tasche hervor und fand darin zusammengeknüllte Kleidungsstücke und ein Paar Schuhe. Schnell formte sie aus der Kleidung eine Art Nest und legte das Baby hinein. Der Kleine quengelte protestierend, doch darauf konnte sie im Moment keine Rücksicht nehmen. Catherine nahm eine braune Flasche mit einer Tinktur aus Frauenwurzel, Hirtentäschel und anderen Kräutern, die Kit hoffentlich helfen würde. Als sie versuchte, Kit dazu zu bewegen, sich aufzusetzen, wehrte sich die junge Mutter mit überraschender Kraft. »Bitte, Kit. Trinken Sie diese blutstillende Medizin.« Kit kniff die Lippen zusammen und drehte sich wieder zur Wand. »Ich werde sowieso sterben, egal was Sie machen.« Große Bitterkeit lag in der Stimme der jungen Mutter. Einen Moment lang wusste Catherine nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie wollte nicht zugeben, dass Kit recht hatte. Bei der Blutmenge, die sie bereits verloren hatte und immer noch verlor, sank ihr Blutdruck und ihr Körper würde bald mit Schock reagieren. Mit ihren zweiundzwanzig Jahren war Catherine für eine Hebamme sehr jung, aber da sie ihrer Großmutter und Mutter so viele Jahre assistiert hatte, hatte sie mehr Erfahrung als manche Hebamme, die doppelt so alt war wie sie. Sie drehte die Frau wieder auf den Rücken. Kit wog nicht viel und ließ sich mühelos bewegen, da sie zu schwach war, um sich zu wehren. »Ihr Baby braucht Sie. Deshalb werden wir alles tun, damit Sie für Ihren kleinen Sohn am Leben bleiben.« Kit schüttelte traurig den Kopf. »Ich kann ihm nicht das Leben bieten, das er braucht. Nicht hier.« »Was ist mit dem Vater des Kindes? Vielleicht kann er helfen.« Kit starrte zur Zimmerdecke hinauf und ihre Miene wurde traurig. »Er hat mich sitzen gelassen.« »Dann wissen Sie, wer er ist?« »Ja.« »Sind Sie sicher?« »Absolut sicher.« Kits Stimme war nur ein leises Flüstern. »Wenn Sie sicher sind, wer der Vater Ihres Babys ist, schlage ich vor, dass Sie Kontakt zu ihm aufnehmen, ihn um Unterstützung bitten und ihn für sein Tun zur Verantwortung ziehen.« »Das kann ich nicht. Er wohnt nicht mehr in Chicago. Er ist ins Colorado Territory zurückgekehrt.« Jetzt schlug Kit die Augen auf. »Bitte bringen Sie das Baby zu seinem Vater. Er hat eine Familie, die ihm helfen wird, das Kind aufzuziehen.« Kits Bitte war klar und unmissverständlich. In ihre Augen trat eine so starke Hoffnung, dass Catherine versucht war, ihr alles zu versprechen, nur um diese Hoffnung am Leben zu erhalten. Aber die Ehrlichkeit siegte. »Das ist nicht möglich.« Kits Griff wurde stärker. »Sie sind eine gute Frau. Sie können das. Ich weiß, dass Sie sich gut um Austin kümmern werden.« »Austin?« »Ich nenne das Baby nach dem Vater seines Vaters.« »Bitte? Bringen Sie Austin zu ihm?« Kits Flüstern wurde immer schwächer und ihr Atem immer flacher. Sie hatte so viel Blut verloren, dass ihre Organe ihren Dienst einstellten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie starb. Mit ihrer letzten Kraft bemühte sie sich, dafür zu sorgen, dass ihr Kind in gute Hände kam. Kit warf einen Blick auf Austin, der immer noch in der Reisetasche lag. »Er sieht genauso aus wie sein Vater.« Das Baby hatte dunkelbraunes Haar, ein schönes Gesicht und starke, markante Gesichtszüge. Catherine sah in dem Kind nicht viel von Kit und vermutete, dass es tatsächlich seinem Vater ähnelte. »Er braucht nur einen Blick auf Austin zu werfen, dann weiß er, dass er sein Sohn ist.« Kit schloss die Augen und eine starke Erschöpfung zeigte sich auf ihrem Gesicht. Catherine setzte sich auf die Bettkante und streichelte die Stirn der jungen Frau. Ihre Haut war kalt, da sie nicht mehr mit genügend Wärme versorgt wurde. »Bitte. Ich flehe Sie an.« Catherine strich mit den Fingern durch Kits Haar und wehrte sich gegen die Verzweiflung, die sie jedes Mal befiel, wenn sie eine Patientin verlor. »In der Tasche ist auch ein Tagebuch. Darin stehen die nötigen Informationen über seinen Vater.« Kit schaute mit einer solchen Verzweiflung zu Catherine hinauf, dass sie es nicht übers Herz brachte, Nein zu sagen. Aber wie konnte sie einwilligen, nach Colorado zu fahren und das Baby seinem Vater zu bringen? Catherine bemühte sich zu lächeln. »Ich werde mein Möglichstes tun.« Mehr würde sie nicht versprechen. Diese Worte genügten Kit offenbar, denn sie schloss die Augen, sank auf die Matratze zurück und atmete tief aus. Als sie nicht wieder einatmete, atmete Catherine ebenfalls mit einem tiefen Seufzen aus. Die Hand der Frau rutschte aus Catherines Hand und sank auf die Matratze. Kit war tot. Fairplay, Colorado, Mai 1871 Dylan McQuaid ließ seinen Blick über die Hügel schweifen, die mit Felsen und Kiefern übersät waren. Der Löwenzahn blühte leuchtend gelb, teilweise direkt neben den Schneeha…