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Trickfilme aus den Studios von Walt Disney kennt jeder seit Kindertagen. Aber die Welt des Animationsfilms - so die korrekte Genrebezeichnung - ist viel größer: Der Animationsfilm kann alles zeigen, was sich denken oder zeichnen lässt, ist also nicht, wie andere Filmgenres, festgelegt auf bestimmte Stoffe oder Motive. In diese ganze Themen-Palette führt der Band mit zahlreichen Porträts der besten Filme umfassend und sachkundig ein.
Leseprobe
Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück Shrek 2 USA 2004 f 89 min R: Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad Vernon B: Andrew Adamson, Joe Stillman, J. David Stern, David N. Weiss, nach dem Kinderbuch von William Steig M: Harry Gregson-Williams A: Ken Bielenberg, Philippe Gluckman (Visual Effects Supervisors), Steve Pilcher (Art Director), Raman Hui, Tim Cheung, James Baxter (Supervising Animators) u. a. St (OF/DF): Mike Myers / Sascha Hehn (Shrek), Cameron Diaz / Esther Schweins (Fiona), Eddie Murphy / Randolf Kronberg (Esel), Antonio Banderas / Benno Fürmann (Gestiefelter Kater), Julie Andrews / Marie-Luise Marjan (Königin), John Cleese / Thomas Danneberg (König), Rupert Everett / Thomas Vogt (Prinz Charming), Jennifer Saunders / Angelika Milster (Gute Fee) Er ist grün, dick und hässlich, liebt Schlammduschen, putzt sich die Zähne mit ausgepressten Raupen, furzt und rülpst ungeniert nach Herzenslust. Kurzum: Shrek ist ein ungeschlachter Oger, der alle in Angst und Schrecken versetzt, und gleichzeitig der ungewöhnlichste Held, den es bislang im familienorientierten Animationsfilm gab. Dabei will der Unhold mit dem vermeintlich sprechenden jiddischen Namen nur seine Ruhe haben, ist er es doch leid, dass man ihn stets auf Grund seines angsteinflößenden Äußeren sogleich in die Monster-Schublade steckt. Denn tief in seinem Inneren verbirgt der Einzelgänger eine gute, empfindsame Seele, fähig zu wahrer Liebe und Freundschaft. Mit Shreks selbstgewählter Einsiedelei ist es vorbei, als althergebrachte Märchen- und Fabelwesen von Rotkäppchen über den Rattenfänger von Hameln bis zu Pinocchi in seinem Sumpf Zuflucht vor dem sinistren Lord Farquaad suchen, der sein perfekt-sauberes Reich namens Duloc von diesem "Märchenabschaum" befreien will. Shrek lässt sich auf einen Deal mit Farquaad ein: Er bekommt sein Oger-Reich wieder für sich allein, dafür rettet er im Gegenzug die Märchenprinzessin Fiona aus den Fängen eines Drachen, denn der feige Wichtigtuer Farquaad will die edle Dame heiraten, um endlich König werden zu können. Mit von der Partie bei dieser gefährlichen Mission ist zu Shreks Leidwesen ein sprechender Esel, der wortreich um die Freundschaft des abweisenden Monstrums wirbt. Im Original leiht Eddie Murphy diesem vorlauten Schnell- und Vielsprecher seine Stimme, während Shrek mit Mike Myers' Augenbrauen und Stimme samt schottischem Akzent daherkommt. Cameron Diaz fungierte als Vorbild für Prinzessin Fiona und spricht die Figur auch. Shrek versteht sich in jeder Hinsicht als Anti-Disney-Film, nimmt er doch die stilbildende anthropomorphe Niedlichkeit der Disney-Ästhetik gekonnt aufs Korn und setzt dagegen Einfallsreichtum, Tempo, scharfen Witz und das Spiel mit den Genrekonventionen, das auch Extreme nicht scheut. So wird in dem in kalten Farben gehaltenen Saubermannreich Duloc der Pfefferkuchenmann gefoltert, Fiona und Shrek blasen im Liebesflirt Kröte und Schlange zu Luftballons auf, oder die Prinzessin trillert in einer idyllischen Morgenszene, die unübersehbar auf Disneys 'Schneewittchen und die sieben Zwerge' (1937) anspielt, mit einem brütenden Vogel um die Wette, bis dieser regelrecht platzt. Die Vogeleier landen dann sogleich als Frühstück in der Pfanne. Solche erfrischend drastischen Szenen und sexUellen Anspielungen - z. B. auf die phallisch emporragende Burg des kleinwüchsigen Farquaad - verdeutlichen die Philosophie des produzierenden DreamWorks-Studios, auch erwachsene Zuschauer anzusprechen, ohne das kindliche Stammpublikum des Animationsfilms zu vertreiben. Der Kassenerfolg von 'Shrek' und Filmen wie 'Ice Age' (2002), 'Die Monster AG' (2001) oder den plastilinanimierten 'Chicken Run - Hennen rennen' (2000) und 'Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen' (2005) zeigt, dass dieses Kalkül aufgeht. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences trug diesem neuen Trend ebenfalls Rechnung und richtete eine eigene Oscar-Kategorie für den abendfüllenden Animationsfilm ein, deren erster Preisträger 'Shrek' wurde. Der Film ist zudem eine deutliche Kampfansage an das Disney-Studio, das so viele Jahre lang den Trickfilm unangefochten dominierte. Dass dessen Erfolgsfiguren wie Schneewittchen und die sieben Zwerge auf der Flucht vor dem bösen Farquaad sind und dieser dem damaligen Disney-Chef Michael Eisner ähnlich sieht, lässt an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig, zumal 'Shrek' von dem früheren Disney-Topmanager Jeffrey Katzenberg produziert wurde. Nach seinem Weggang gründete dieser mit Steven Spielberg und David Geffen DreamWorks und sorgte dafür, dass 1998 ihr erster Animationsfilm 'Antz' in einem heißen Wettlauf mit Disneys 'Das große Krabbeln' die Nase vorn hatte. Mit 'Shrek' setzten die Digital-Künstler der DreamWorks-Firma Pacific Data Images neue Maßstäbe in der Computeranimation. Sie schufen einen fantastischen Superrealismus, dessen Bilder nie die Herkunft aus dem Rechner assoziieren lassen, aber auch fern von einem Abbild- oder Fotorealismus wie in dem misslungenen Experiment 'Final Fantasy' (2001) sind. 275 Künstler arbeiteten über drei Jahre bei einem Budget von siebzig Millionen Dollar daran, 36 verschiedene virtuelle Filmsets, eine Vielzahl von Figuren und jeweils über fünfhundert Kontrollpunkte für Körper- und Gesichtsbewegungen zu erschaffen. Diese waren unverzichtbar, um die Menschen an der Seite der Fabelwesen zu zeigen und vor allem Fiona glaubhaft in diese Märchenwelt zu integrieren, sie aber gleichzeitig durch eine natürliche Mimik und Gestik aus ihr herauszuheben. Wäre diese Gratwanderung gescheitert, hätte das Happy End zwischen Shrek und der Prinzessin nicht funktioniert. Für die ursprünglich nicht geplante Fortsetzung 'Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück' entwickelten die Tüftler von DreamWorks ihre Animationssysteme deutlich weiter. CGI-Knackpunkte wie Fell, Haare, Bäume, Blätter, Stoffe, Wasser, Regen oder Wolken wurden möglichst realitätsnah gestaltet, ohne ihren fantastischen Superrealismus zu verlieren. So konnte auch die Herausforderung bewältigt werden, mit Shrek, Esel und ihrem neuen Gefährten, dem Gestiefelten Kater (als Zorro-Persiflage im Original von Antonio Banderas gesprochen), gleich drei Lebewesen mit höchst unterschiedlichen Texturen einem Regenguss auszusetzen und sie danach trocknen zu lassen. Ungeachtet des Einsatzes modernster Computer ist die Dramaturgie der 'Shrek'-Filme klassisch und mixt auf originelle Weise die Märchenzutaten mit Musical, Buddy Movie, Abenteuer- und Liebesfilm. Denn die Macher haben klug erkannt, dass das Publikum nicht von ausgefeilter Technologie ins Kino gelockt wird, sondern von guten Geschichten. Und die liefern die beiden Filme nach einem hierzulande kaum bekannten Kinderbuch von William Steig in Reinform, erzählen sie doch in modernem Gewand die altbekannte Mär von einem, der auszog, das Lieben zu lernen bzw. um seine Liebe zu kämpfen und sich selbst zu finden. Im ersten Teil erkennt Shrek durch Fiona und den Esel, dass er zu seinen Gefühlen stehen und sich für andere öffnen muss. Gleichwohl tragen die Filme den postmodernen Popkultur- und Medienerfahrungen ihrer kleinen und großen Zuschauer Rechnung und spielen gekonnt mit Erfolgssongs, Filmzitaten aus Disney-Klassikern wie 'Peter Pan' (1953) und 'Dumbo' (1941), berühmten TV-Serien wie den 'Simpsons' (seit 1989), 'South Park' (seit 1997) und 'Hawaii …