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Eckhart Tolles Grundlagenwerk "The Power of Now" (dt."Jetzt", Kamphausen Verlag 2000) ist in den Vereinigten Staaten und Deutschland ein großer Erfolg. Das vorliegende Arbeitsbuch "Leben im Jetzt" präsentiert in gestraffter und überarbeiteter Form die Essenz aus "The Power of Now". Es enthält Tolles fundamentale Erkenntnisse und seine konkreten Anleitungen, wie wir durch Achtsamkeit unsere verhängnisvollen unbewussten Verhaltensmuster durchbrechen und zu einem befreiten Leben finden können. Wer das "Leben im Jetzt" praktiziert, verändert seine Wahrnehmung der Welt von Grund auf. Der Weg hierhin führt über die "unparteiische" Beobachtung unserer mentalen Vorgänge. Wir realisieren, dass wahrhaft Großes wie Liebe, Schönheit, Kreativität, Freude und innerer Friede einem Bereich jenseits unseres begrenzten Verstandes und unserer Persönlichkeit entstammen. Alte Probleme beginnen sich zu lösen, Leichtigkeit und Freude stellen sich ein.
"Weil Eckhart Tolle die Geheimnisse des Lebens zu entschlüsseln sucht, gibt er seinen Lesern Mut, die Gegenwart anzupacken."
Autorentext
Eckhart Tolle wurde in Deutschland geboren und verbrachte hier die ersten 13 Jahre seines Lebens. Nach dem Studienabschluss an der University of London war er in Forschung und Supervision an der Cambridge University tätig. Im Alter von 29 Jahren veränderte eine tiefgreifende spirituelle Erfahrung sein Leben von Grund auf. Die Jahre danach verbrachte er damit, diese Erfahrung zu vertiefen und zu integrieren. Seit mehr als 30 Jahren unterrichtet Tolle weltweit als Weisheitslehrer. Er gilt als einer der bekanntesten und einflussreichsten spirituellen Lehrer der Gegenwart.
Leseprobe
Der Zugang zur Kraft des Jetzt
Wenn dein Bewusstsein nach außen gerichtet ist,
entstehen das Denken und die Welt.
Wenn es nach innen gerichtet ist,
erkennt es seinen Ursprung
und kehrt heim ins Unmanifestierte.
1 Sein und Erleuchtung
Es gibt das ewige, immer gegenwärtige eine Leben jenseits der Myriaden von Lebensformen, die Geburt und Tod unterworfen sind. Viele Menschen verwenden dafür das Wort »Gott«; ich nenne es meist »Sein«, obwohl das Wort »Sein« ebenso wenig erklärt wie das Wort »Gott«. »Sein« hat allerdings den Vorteil, dass es ein offenes Konzept ist. Es reduziert das unendliche Unsichtbare nicht auf etwas Endliches. Man kann sich unmöglich eine gedankliche Vorstellung davon machen. Niemand kann einen Alleinanspruch auf das Sein geltend machen. Es ist dein Gegenwärtigsein an sich, und jeder hat durch das Gefühl der eigenen Gegenwart unmittelbaren Zugang dazu. Vom Wort »Sein« ist es nur ein kleiner Schritt zur Erfahrung des Seins.
Das Sein besteht nicht nur jenseits aller Formen, sondern zugleich tief im Innern aller Formen als deren innerstes, unsichtbares, unzerstörbares Wesen. Folglich ist es dir jetzt als dein eigenes tiefstes Selbst, dein eigenes wahres Wesen zugänglich. Aber versuche nicht, es mit dem Denken zu erfassen. Versuche nicht, es zu verstehen.
Du kannst es nur erfahren, wenn der Verstand still ist. Du wirst es nie mit dem Intellekt begreifen können, aber wenn du voll gegenwärtig bist und deine Aufmerksamkeit ganz auf das Jetzt konzentrierst, kannst du es fühlen.
Sich des Seins wieder bewusst zu werden und in diesem Zustand »fühlenden Erkennens« zu verharren ist Erleuchtung.
Das Wort Erleuchtung beschwört die Vorstellung einer übermenschlichen Großtat herauf, und das Ego möchte, dass es so bleibt; dabei bezeichnet das Wort einfach nur den natürlichen Zustand, in dem du dich eins mit dem Sein fühlst. Es ist ein Zustand der Verbundenheit mit etwas Unermesslichem und Unzerstörbarem, mit etwas, das paradoxerweise du selbst bist und das trotzdem viel größer ist als du. Du findest darin, jenseits von Name und Form, dein wahres Wesen.
Aus der Unfähigkeit, diese Verbundenheit zu spüren, entsteht die Illusion, von sich selbst und der Außenwelt getrennt zu sein. In diesem Fall nimmst du dich bewusst oder unbewusst als isoliertes Fragment wahr. Angst entsteht, innere und äußere Konflikte werden zur Normalität.
Das größte Hindernis für die Erfahrung dieser realen Verbundenheit ist die Identifikation mit dem Verstand, die das Denken zwanghaft werden lässt. Nicht mit dem Denken aufhören zu können ist ein Verhängnis, aber wir sind uns dessen nicht bewusst, weil fast jeder darunter leidet, sodass es für normal gehalten wird. Der unaufhörliche Lärm des Denkens verhindert jedoch, dass wir den Raum der inneren Stille finden, der vom Sein untrennbar ist. Durch den Lärm des Denkens entsteht auch das falsche, vom Verstand künstlich aufrechterhaltene Selbst, das uns mit Angst und Leid überschattet.
Die Identifikation mit dem Verstand schafft einen undurchdringlichen Schleier aus Konzepten, Begriffen, Vorstellungen, Worten, Urteilen und Definitionen, der jede wahre Beziehung blockiert. Dieser Gedankenschleier schiebt sich zwischen dich und dein Selbst, dich und deine Mitmenschen, dich und die Natur, dich und Gott. Er ist es, der die Illusion des Getrenntseins erzeugt, die Illusion, dass es dich und etwas völlig von dir getrenntes »anderes« gibt. Dabei vergisst du die grundlegende Tatsache, dass du auf einer Ebene jenseits der körperlichen Erscheinungen und getrennten Formen eins bist mit allem, was ist.
Bei richtigem Gebrauch ist der Verstand ein hervorragendes Instrument. Wird er jedoch falsch eingesetzt, kann er sich sehr zerstörerisch auswirken. Um genau zu sein: Du benutzt deinen Verstand eigentlich gar nicht falsch - du benutzt ihn überhaupt nicht. Er benutzt dich. Das ist die Krankheit. Du identifizierst dich mit deinem Verstand. Das ist die Täuschung. Das Instrument hat die Herrschaft über dich gewonnen.
Du bist im Grunde, ohne es zu ahnen, besessen und hältst das Wesen, das von dir Besitz ergriffen hat, für dich selbst.
Die Freiheit beginnt mit der Erkenntnis, dass du nicht das Wesen bist, von dem du besessen wirst - der Denker. Diese Einsicht versetzt dich in die Lage, den, der dich beherrscht, zu beobachten. In dem Augenblick, in dem du den Denker zu beobachten beginnst, wird eine höhere Bewusstseinsebene aktiviert.
Du erkennst einen unendlich großen Intelligenzbereich jenseits des Denkens, von dem das Denken nur ein winziger Bruchteil ist. Du erkennst auch, dass alles, was wirklich von Bedeutung ist - Schönheit, Liebe, Kreativität, Freude, innerer Friede - seinen Ursprung jenseits des Verstandes hat.
Du beginnst zu erwachen.
Die Befreiung vom Verstand
Die gute Nachricht ist, dass du dich vom Verstand befreien kannst. Das ist die einzig wahre Befreiung. Du kannst gleich jetzt damit beginnen.
Lausche auf die Stimme in deinem Kopf, sooft du kannst. Achte besonders auf wiederkehrende Denkmuster, diese alten Tonbänder, die womöglich schon jahrelang in deinem Kopf ablaufen.
Mit dem »Beobachten des Denkers« meine ich im Grunde nichts anderes als dies: Höre auf die Stimme in deinem Kopf, sei dort als Zeuge gegenwärtig.
Höre der Stimme unvoreingenommen zu, während du auf sie lauschst. Werte nicht. Beurteile und verdamme nichts von dem, was du hörst, denn damit würdest du der Stimme wieder ein Hintertürchen öffnen. Dir wird bald klar sein: Da ist die Stimme - und hier bin ich, höre ihr zu und beobachte sie. Das Erkennen des »Ich-bin«, dieses Gefühl deiner eigenen Gegenwart, ist kein Gedanke. Sein Ursprung liegt jenseits des Verstandes.
Wenn du also einem Gedanken lauschst, bist du dir nicht nur dieses Gedankens bewusst, sondern auch deiner selbst als Zeuge dieses Gedankens. Damit öffnet sich eine neue Bewusstseinsdimension.
Während du dem Gedanken lauschst, spürst du gleichsam hinter oder unter dem Gedanken eine bewusste Gegenwart - dein tieferes Selbst. Der Gedanke verliert seine Macht über dich und schwindet dahin, weil du den Verstand nicht mehr durch deine Identifikation mit ihm bestärkst. Das ist der Anfang vom Ende des unfreiwilligen, zwanghaften Denkens.
Wenn ein Gedanke verfl…