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Byron Katie hat eine Methode entwickelt, mit der jeder Mensch die Urteile, die er über seine Aussenwelt fällt, als Mittel zur Selbsterkenntnis einsetzen kann. In diesem Buch beschreibt sie ihre Selbstfindungs-Technik und zeigt anhand zahlreicher Fallbeispiele, wie sie funktioniert und wie wir davon profitieren können.
Jahrelang litt Byron Katie unter Depressionen, hatte massive Essstörungen, Zornausbrüche und war Alkoholikerin. Mit 44 Jahren schien ihr Leben ziemlich ausweglos. Ein Erleuchtungserlebnis änderte ihr Leben dramatisch. In der Folge entwickelte sie ein ebenso einfaches wie wirkungsvolles Selbsterkenntnis-System. Es erwies sich als dermaßen effektiv, dass es sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Mit seiner Hilfe gelingt es dem Einzelnen, seinen Schatten zu integrieren, bewusst Verantwortung für die eigenen Probleme zu übernehmen und sie zu lösen. Zusammen mit Stephen Mitchell erzählt Byron Katie erstmals von ihrem Leben, stellt die Entwicklung ihrer Selbstfindungs-Technik dar und illustriert anhand zahlreicher Beispiele, wie sie funktioniert und wie wir davon profitieren.
Autorentext
Stephen Mitchell, Jahrgang 1943, wuchs in Brooklyn/New York auf. Er studierte Literaturwissenschaften und Philosophie, zunächst am Amherst College, dann in Paris und in Yale, und machte sich einen Namen als Literaturübersetzer und Autor. Eines Tages machte ihn sein Literaturagent auf Byron Katie aufmerksam. Als er ihr begegnete und mit »The Work« in Berührung kam, wurde ihm klar, so sagt er, »dass es sich hier um etwas wirklich Bedeutendes handelt«.
Leseprobe
Einige grundlegende Prinzipien
Wir betreten jetzt eine Dimension, in der wir die Kontrolle haben - unser Inneres.
Was ich an The Work so liebe, ist die Tatsache, dass wir nach innen gehen und unser eigenes Glück finden können, erfahren, was schon in uns existiert, unwandelbar, unbeweglich, allgegenwärtig, immer wartend. Es ist kein Lehrer nötig. Sie selbst sind der Lehrer, auf den Sie gewartet haben. Sie sind derjenige, der Ihrem Leiden ein Ende machen kann.
Oft sage ich: »Glaubt nichts von dem, was ich sage.« Ich möchte, dass Sie Ihre eigene Wahrheit entdecken, nicht meine. Dennoch haben viele Leute festgestellt, dass die folgenden Prinzipien für den Einstieg in The Work hilfreich sind.
Gedanken, die der Realität widersprechen
Wir leiden nur dann, wenn unsere Überzeugung mit dem, was ist, im Widerstreit liegt. Wenn unser Geist vollkommen klar ist, dann entspricht das, was ist, dem, was wir wollen.
Wenn Sie sich wünschen, dass die Realität anders wäre, als sie ist, könnten Sie genauso gut versuchen, einer Katze das Bellen beizubringen. Sie können es immer wieder versuchen, aber am Ende wird die Katze Sie ansehen und doch »Miau« sagen. Es ist hoffnungslos, sich zu wünschen, dass die Realität anders sein soll, als sie ist. Sie können den Rest Ihres Lebens mit dem Versuch verbringen, eine Katze das Bellen zu lehren.
Und doch werden Sie, wenn Sie darauf achten, immer wieder feststellen, dass wir Dutzende Male am Tag Gedanken wie diese haben: »Die Leute sollten freundlicher sein.«, »Kinder sollten sich gut benehmen.«, »Meine Nachbarn sollten ihren Rasen besser pflegen.«, »Die Schlange vor der Kasse im Supermarkt sollte sich schneller bewegen.«, »Mein Mann oder meine Frau sollte mir zustimmen.«, »Ich sollte schlanker oder hübscher oder erfolgreicher sein.« Diese Gedanken drücken aus, dass wir die Wirklichkeit gerne anders hätten, als sie ist. Wenn Sie denken, dass das deprimierend klingt, dann haben Sie Recht. Der ganze Stress, den wir empfinden, wird dadurch verursacht, dass wir mit dem streiten, was ist.
Nachdem ich 1986 zur Wirklichkeit erwacht war, pflegten die Leute mich »die Frau, die mit dem Wind Freundschaft geschlossen hat« zu nennen. Barstow ist eine Wüstenstadt, wo oft der Wind weht, und jeder hasste das. Die Leute zogen sogar fort, weil sie den Wind nicht ertragen konnten. Ich schloss deshalb Freundschaft mit dem Wind - der Wirklichkeit -, weil ich entdeckt hatte, dass es keine Alternative dazu gab. Ich erkannte, dass es ziemlich verrückt ist, sich dagegen zu wehren. Wenn ich mit der Realität streite, kann ich nur verlieren - und das in jedem einzelnen Fall. Woher weiß ich, dass der Wind wirklich wehen soll? Er weht!
Leute, für die The Work neu ist, sagen mir oft: »Aber ich würde etwas von meiner Kraft einbüßen, wenn ich nicht mehr mit der Realität streiten würde. Wenn ich die Realität einfach akzeptiere, werde ich passiv.« Ich antworte ihnen mit einer Frage: »Können Sie wirklich wissen, dass das wahr ist?« Was nimmt einem mehr von der eigenen Stärke: »Ich wünschte, ich hätte meinen Job nicht verloren« oder »Ich habe meinen Job verloren; was kann ich jetzt in dieser Situation tun?«
The Work offenbart uns, dass das, was unserer Meinung nach nicht hätte sein sollen, wohl hätte sein sollen. Es sollte so sein, weil es so ist, und kein Gedanke der Welt kann daran etwas ändern. Das heißt nicht, dass Sie mit allem einverstanden sein müssen. Es bedeutet nur, dass Sie die Dinge ohne Widerstand und ohne die Verwirrung Ihrer inneren Kämpfe betrachten können. Niemand will, dass seine Kinder krank werden, und niemand will in einen Autounfall verwickelt sein. Aber wenn diese Dinge geschehen, was hilft es dann, wenn wir uns in Gedanken dagegen wenden? Wir haben bessere Möglichkeiten, darauf zu reagieren, und doch wenden wir uns dagegen, weil wir nicht wissen, wie wir damit aufhören können.
Ich bin eine Liebhaberin dessen, was ist, nicht weil ich ein spiritueller Mensch bin, sondern weil es wehtut, mit der Wirklichkeit zu streiten. Wir können wissen, dass die Wirklichkeit gut ist, so wie sie ist, aber wenn wir mit ihr streiten, empfinden wir Anspannung und Frustration. Wir fühlen uns nicht ausgeglichen. Wenn wir damit aufhören, der Wirklichkeit Widerstand zu leisten, wird unser Handeln einfach, fließend, freundlich und furchtlos.
Bleiben Sie bei Ihren eigenen Angelegenheiten
Ich kann im Universum nur drei Arten von Angelegenheiten entdecken: meine, Ihre und Gottes. (Für mich bedeutet das Wort Gott »Realität«. Die Realität ist Gott, denn sie herrscht. Alles, was sich außerhalb meiner, Ihrer und anderer Menschen Kontrolle befindet - das bezeichne ich als Gottes Angelegenheit.)
Viel von unserem Stress hängt damit zusammen, dass wir uns in Gedanken außerhalb unserer eigenen Angelegenheiten bewegen. Wenn ich denke: »Du brauchst einen Job, ich möchte, dass du glücklich bist, du solltest pünktlich sein, du musst besser auf dich achten«, dann bewege ich mich in den Angelegenheiten eines anderen Menschen. Wenn ich mir Sorgen über Erdbeben und Überschwemmungen oder den Zeitpunkt meines Todes mache, dann bewege ich mich in Gottes Angelegenheiten. Wenn ich gedanklich in Ihren oder in Gottes Angelegenheiten bin, dann entsteht daraus ein Gefühl der Trennung. Ich habe das Anfang 1986 bemerkt. Wenn ich mich gedanklich mit den Angelegenheiten meiner Mutter beschäftigte, also beispielsweise dachte: »Meine Mutter sollte mich verstehen«, dann spürte ich sofort ein Gefühl der Einsamkeit. Und ich erkannte, dass ich jedes Mal, wenn ich mich in meinem Leben verletzt oder einsam gefühlt hatte, in den Angelegenheiten von jemand anders gewesen war.
Wenn Sie Ihr Leben führen und ich in Gedanken ebenfalls Ihr Leben führe, wer lebt dann meins? Wenn ich mich in Gedanken mit Ihren Angelegenheiten beschäftige, dann hält mich das davon ab, in meinem eigenen Leben anwesend zu sein. Ich bin getrennt von mir selbst und frage mich, warum mein Leben nicht funktioniert.
Zu denken, dass ich weiß, was für einen anderen Menschen das Beste ist, bedeutet, dass ich mich nicht mit meinen eigenen Angelegenheiten beschäftige. Sogar im Namen der Liebe ist das pure Arroganz, und das Resultat sind Stress, Sorge und Furcht. Weiß ich, was für mich selbst richtig ist? Nur das ist meine Angelegenheit. Daran sollte ich arbeiten, bevor ich versuche, anderer Leute Probleme zu lösen.
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